Unbewohnte Inseln
Im Wattenmeer kommen neben den vielen unbewachsenen Sandbänken und Wattplaten auch richtige unbewohnte Inseln vor. Diese Sandinseln liegen so hoch, dass die höchsten Teile immer trocken bleiben. Sie sind mit Pflanzen bewachsen. Die niederländischen unbewohnten Inseln sind von West nach Ost: Griend, Rottumerplaat und Rottumeroog.
Griend, eine unbewohnte Insel
Die Vogelinsel Griend liegt innerhalb der Gemeindegrenzen von Terschelling, etwa in der Mitte zwischen Harlingen und der Insel. Früher war sie viel größer, bewohnt und für ihren Käse berühmt. Heute ist sie für ihr reiches Vogelleben bekannt. Zudem ist Griend eines der wichtigsten Hochwasserrastplätze im Wattenmeer. Aus diesem Grund fällt die Insel unter das Naturschutzgesetz. Ohne schützende Maßnahmen von Menschenhand wäre die Insel wahrscheinlich inzwischen in den Wellen verschwunden.
Griend: Geschichte in Kurzform
Zu Beginn des Mittelalters lagen südlich von Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog ausgedehnte Salzwiesengebiete. Griend war damals der höchste Teil eines solchen Salzwiesengebietes. Bei der Luciaflut am 14. Dezember 1287 wurde die Salzwiese, und damit auch das Dorf Griend, fast völlig zerstört. Das Gebiet wurde zu einer Art Hallig: Eine Insel auf alten Salzwiesenresten, wie sie auch im deutschen Wattenmeer vorkommen. Durch Abtragung der Küste entstand eine Kliffküste, mit scharfen Rändern entlang der höheren Teile der Salzwiese. Der Abtrag setzte sich fort und Griend verschwand Stück für Stück im Meer. Ende des 14. Jahrhunderts betrug die Fläche von Griend noch 165 ha, im 19. Jahrhundert waren es noch 25 Hektar. Unter Einfluss von Wasser und Wind wandert die sichelförmige Insel Griend langsam in östliche Richtung. Nach Berechnungen lag die Insel im13. Jahrhundert mehrere Kilometer westlicher! 1913 hatte die Texeler Familie Lap Rechte auf Griend. Sie durften dort mähen und Eier sammeln. Der Texeler Naturschützer Drijver machte in dem Jahr den Vorschlag, Griend aufzukaufen und ein Naturgebiet daraus zu machen. Das gelang: 1917 wurde es zu einem Vogelreservat, verwaltet von Natuurmonumenten.
Koloniebrüter auf einer unbewohnten Insel
Auf Griend brüten verschiedene Arten Seeschwalben und eine Möwenart: die Lachmöwe. Brandseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Flussseeschwalbe brüten hier in großen Mengen. Manchmal brütet hier auch die Zwergseeschwalbe in kleiner Anzahl. Die Küstenseeschwalbe erreicht in den Niederlanden die Südgrenze ihres Brutgebietes. Es ist ein seltener Brutvogel in unseren Gegenden. Griend beherbergt etwa ein Drittel der niederländischen Population. Die Paare brüten im kahlen Sand. In einem guten Jahr brüten hier auch mehr als 1000 Paare Flussseeschwalben und Tausende von Brandseeschwalben. Sie suchen auf dem Strandwall den relativ dichten Bewuchs auf. Dazwischen sitzen auch noch Tausende von Lachmöwen. Überall, wo Pflanzen wachsen, sind sie zu finden. Das Brüten auf Griend ist mit Vorteilen verbunden. Es gibt hier keine Raubtiere wie Füchse. Es brüten hier auch keine raubenden Vögel wie Silbermöwen. Zudem liegt Griend günstig auf dem Weg zu den reichen Fischgründen, wo die Seeschwalben ihre Nahrung und die der Jungen zusammen sammeln.
Zugänglichkeit der unbewohnten Insel Griend
Griend darf nicht betreten werden. Es ist verbotenes Gelände. Der Verein Natuurmonumenten besitzt diese Insel in Erbpacht und hat sie für die Vögel bestimmt. Ab und zu organisiert Natuurmonumenten einen Tag, an dem Treibmüll, wie Netze, Plastik, Glühbirnen, Fässer und Flaschen, gesammelt und die Insel wieder gesäubert wird.
Entstehung von Rottumerplaat
Ab 1833 entstand westlich von Rottumeroog eine Sandplate. Um 1860 war die so groß und so hoch, dass sich kleine Dünen darauf bilden konnten. Die neue Insel bekam den Namen Rottumerplaat. Nach 1950 wurde von Rijkswaterstaat ein Flugsanddeich auf Rottumerplaat gebaut. Der Deich wurde angelegt, da es Pläne gab, nach denen aus Rottumerplaat eine Arbeitsinsel für die Eindeichung des Wattenmeeres gemacht werden sollte. Die Insel hatte Anfang 2000 eine Oberfläche von etwa 1000 Hektar.
Rottumeroog, noch eine unbewohnte Insel
Im 16. Jahrhundert lag Rottumeroog dort, wo jetzt Rottumerplaat liegt. Damals hieß es noch einfach Rottum und war 9-10 Kilometer lang. Bis 1965 wohnte ein Vogt mit seiner Familie auf der Insel, die Familie Toxopeus. Rottumeroog ist jetzt noch etwa 250 Hektar groß. Von der Insel brach immer mehr ab und es wurde angenommen, dass sie zu gegebener Zeit in der Westereems verschwinden würde. Ehrenamtliche haben versucht, diesen Prozess so lange wie möglich heraus zu zögern. 2002 wurden alle Küstenschutzmaßnahmen gestoppt.
Das Loslassen einer unbewohnten Insel
Rottumeroog ist nach 15 Jahren ohne Küstenschutz noch nicht im Meer verschwunden. Die Insel verändert sich und wandert, aber sie behält ihre Größe. Einen wichtigen Anteil daran hat die große, schützende Sandbank, die um die Insel herum liegt. Auf ein Drittel der Randdünen ist der alte Flugsanddeich durchgebrochen. Dieser Durchbruch wurde nach seiner Entstehung wieder von Pionierpflanzen besiedelt und bei Stürmen wird er wieder mit frischem Sand angefüllt.
Natur von Rottumerplaat und Rottumeroog
Rottumerplaat ist ein wichtiges Rast- und Nahrungsgebiet für die Vögel der Strandflächen: Sanderling, Alpenstrandläufer und Seeregenpfeifer. Auf Rottumerplaat und Rottumeroog brüten auch Küstenvögel in großer Anzahl: Eiderente, Brandgans, Küstenseeschwalbe, Flußseeschwalbe, Zwergseeschwalbe und Sandregenpfeifer. Die Brandseeschwalbe brütet seit 1996 auf Rottumerplaat. 1998 waren es bereits 2335 Paare von diesen seltenen Vögeln. Beide Inseln und die südlicher gelegenen Wattplaten sind Naturschutzgebiete. Rottumerplaat ist das ganze Jahr über für Besucher gesperrt. Vom 25. April bis zum 18. August werden die Inseln bewacht. Auf Rottumerplaat stehen zwei Gebäude: der Aussichtsturm und ein Gebäude von Staatsbosbeheer. Darin wohnen die Bewacher und die Volontäre, die als große Ausnahme auf der Insel bleiben dürfen, um die Natur zu inventarisieren.
Unbewohnte Inseln als Referenzgebied
Rottumerplaat, Rottumeroog sowie das Watt südlich davon sind seit 2005 Referenzgebiet für das Wattenmeer, in denen es keine Fischerei gibt. Die natürliche Entwicklung wird jährlich untersucht. Alle 5 Jahre schauen Biologen, ob sich das Gebiet anders entwickelt als der Rest des Wattenmeeres.
Gas in der Umgebung unbewohnter Inseln
Die NAM (niederländische Erdgasfördergesellschft) darf südlich von Rottumeroog und Rottumerplaat keine Aktivitäten unternehmen. Die Förderung der Erdgasvorräte in der Nähe der Inseln hat von der Nordsee aus zu erfolgen.
Wunderbares Watt
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